Allgäuer Klimabürger

Reinhard Pargent, Referent für Nachhaltigkeit der Marktgemeinde Bad Hindelang


Gespräch mit einem leidenschaftlichen Klimaschützer aus Überzeugung


Sie sind der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Gemeinde Bad Hindelang. In dieser Position dürften Sie im Oberallgäu einzigartig sein. Was genau sind Ihre Aufgaben und warum gibt es in Bad Hindelang dieses Amt?

Im Marktgemeinderat gab es in der vorherigen Legislaturperiode einen „Energiereferenten“.
Diese Aufgabe wurde dann mir als „sogenanntem Grünen“ angeboten.
Da es für mich aber zu kurz gedacht ist, wenn man sich nur um Energiethemen kümmert, habe ich die Erweiterung auf Nachhaltigkeit vorgeschlagen. Darauf sind die Kolleginnen und Kollegen auch eingegangen.
Somit versuche ich immer wieder auf die Auswirkungen von Entscheidungen auf die Zukunft hinzuweisen. Bei einschlägigen Veranstaltungen vertrete ich häufig die Gemeinde.

Was konnten Sie in diesem Amt erreichen, was war Ihr größter Erfolg?

Von größten Erfolgen mag ich nicht sprechen. Und dann sind das auch Erfolge, für die ich sicher nicht alleine verantwortlich bin. Um ein paar Beispiele zu nennen:
 
  • Verwendung von sogenannten „Pflanzenschutzmitteln“ im Bereich Gartenbau der Gemeinde zumindest nur noch eingeschränkt
  • Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED
  • Photovoltaikanlage auf der Kläranlage in Unterjoch übernimmt einen Teil der Stromversorgung
  • Umstellung des Gemeindeblattes „bad hindelang“ auf umweltfreundlicheres Papier
  • Teilnahme von Bad Hindelang am CIPRA - Projekt „100 max“ in Zusammenarbeit mit Sonthofen
  • regelmäßige Thematisierung von Umweltthemen im Gemeindeblatt
  • Zusammenarbeit mit Klimaschutzmanagern im Landkreis und der Stadt Sonthofen
  • Sensibilisierung für saubere Funkenfeuer

Sie sind auch im Bad Hindelanger Verein Sonnenwende aktiv. Was sind die Ziele dieses Vereins und wie arbeitet er?

Der Verein Sonnenwende Hindelang e.V. besteht seit 1995 und kümmert sich um die Einsparung von Energie und um die Verwendung regenerativer Energien.
In regelmäßigen Stammtischtreffen am Freitag zwischen 19:00 und 20:00 Uhr im Hotel Prinz Luitpoldbad werden in lockerer und meist kleiner Runde Gedanken zu den anstehenden Themen ausgetauscht. Daraus entwickeln sich dann z.B. öffentliche Vorträge. Die Beratung von Bürgern zu Energiethemen und die Mitarbeit im Energieteam der Gemeinde gehören unter anderem auch zu unserem Tätigkeitsfeld.
  

Reinhard Pargent
Reinhard Pargent
Reinhard Pargent
„Ich bin ein Allgäuer Klimabürger, weil ich gerne hier lebe und die Lebensgrundlagen hier erhalten möchte.
Das Allgäu ist ein Teil unserer Erde, die insgesamt für künftige Generationen geschützt werden muss!“
Reinhard Pargent alias
Reinhard Pargent alias "d´r Sunnehänglar" beim Klimaschutztag 2018 im Landratsamt
Reinhard Pargent alias "d´r Sunnehänglar" beim Klimaschutztag 2018 im Landratsamt
Das Oberallgäu hat sich mit dem Masterplan 100% Klimaschutz das Ziel gesetzt, bis 2050 die Treibhausgas­emissionen und den Energieverbrauch drastisch zu reduzieren.
Das gelingt nur, wenn ganz viele Leute ihren persönlichen Beitrag dazu leisten. Wie ist das in Ihrem Alltag? Haben Sie leicht umzusetzende Tipps für eine klimaschonende Lebensweise, die Sie auch selbst praktizieren?


Immer wieder sind es zunächst die Kleinigkeiten, mit denen man anfangen kann und die kaum weh tun:
  • Kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen
  • Beim Einkauf mit Baumwollbeutel oder Tasche die Kunststoffe reduzieren
  • Mehrweg statt Einweg
  • Umrüstung auf LED
  • Viel weniger Fleisch und mehr pflanzliche Produkte essen
  • Möglichst oft Bio- und regionale Produkte
  • Bei der Hausrenovierung planvoll vorgehen
  • Auf Flugreisen und sonstige Fernreisen möglichst verzichten


Als Liedermacher „konfrontieren“ Sie Ihr Publikum auch mit Umweltthemen. Wie kommt das bei den Leuten an? Wie ist aktuell der Stellenwert solcher Themen bei den Leuten zu bewerten?

Musik besteht aus Melodie und Text. Text alleine begeistert meist nicht. Die Besucher sind auch wieder sehr verschieden. Viele Menschen sind über Emotionen zumindest kurzfristig erreichbar. Ob das dann zu langfristigen Verhaltensänderungen führt, ist schlecht messbar.
Ich versuche eine Mischung aus lustigen und nachdenklichen Texten mit geeigneter Melodie zu versehen. Große Hallen fülle ich damit nicht – mein Bekanntheitsgrad ist vermutlich auch nur sehr beschränkt.

Das Jahr 2050 ist noch sehr weit weg und vielen Menschen fällt es schwer, sich vorzustellen, wie unser Alltag in 30 Jahren aussehen könnte, oft sind auch Ängste vor Veränderung damit verbunden.
Wie geht es Ihnen damit, haben Sie persönlich eine Vision von einer klimafreundlichen Gesellschaft in 20-30 Jahren?


  1. Wir müssen es schaffen, den Individualverkehr zu verringern, indem wir öffentliche Verkehrsmittel attraktiver (preislich und vom Fahrplan her) machen.
    Der dann noch notwendige Individualverkehr muss regenerativ und sauber sein.
  2. Die Häuser müssen ihre benötigte Energie selber erzeugen – das geht auch heute schon vielfach! Altbauten müssen saniert werden.
  3. Der Flächenverbrauch durch Baumaßnahmen muss drastisch gebremst werden.
  4. Eine Vernetzung der Stromerzeugung auf kurzen Wegen verhindert lange Stromtrassen.
  5. Holz wird auf Dauer zum ungezügelten Verheizen zu teuer; es wird als Ersatz für Mineralöle in anderen Bereichen gebraucht werden.
  6. Die Lebenszeit der Produkte des täglichen Lebens muss wieder steigen:
    reparieren statt entsorgen und wenn schon, dann gezielt recyceln.
  7. Der Fleischkonsum muss sinken – sonst ist die steigende Weltbevölkerung auf Dauer nicht zu ernähren.
  8. Mit unserem Konsum sind wir auch für Entwicklungen in anderen Ländern verantwortlich – das müssen wir uns beim Kaufen klar machen.
Lauter Binsenwahrheiten! Das meiste ist heute schon möglich, aber noch nicht zum Normalfall geworden.

Es ist nie zu früh!
Werde noch heute Allgäuer Klima-Bürger



Das Wissen um den Klimawandel und den Klimaschutz ist gerade für die nachfolgenden Generationen von herausragender Bedeutung.

Berichte uns von Deinem Engagement und Deinem Beitrag zum Klimaschutz.