Allgäuer Klimabürgerin

Kerstin Duchardt aus Kempten: volle Kraft für Nachhaltigkeit


Die "Mutter" des Repair Cafés in Kempten


Kerstin Durchardt ist ein Energiebündel. Die Geschäftsführerin der "Euregio via salina" ist neben ihrem Job so vielfältig engagiert, dass man meinen könnte, ihr Tag habe mehr als 24 Stunden.
Im Gespräch mit der Koordinatiosstelle Klimaschutz erzählt Kerstin Duchardt von ihren zahlreichen Projekten und ihrem Engagement für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Liebe Frau Duchardt, kaum jemand übt so viele ehrenamtliche Tätigkeiten aus wie Sie. Manche sind zeitlich begrenzt, um konkrete Probleme zu lösen, andere langfristig angelegt. Könnten Sie zu Beginn einen Überblick geben?
Um einfach mal irgendwo anzufangen: Viele Aktionen sind mit meinem Engagement im Rotary Club verknüpft. Zum Beispiel haben wir eine Baumpflanzaktion am Stadtweiher in Kempten organisiert. Mit „End Polio Now“ (eine Kampagne gegen Kinderlähmung) und dem „New Generation Service Express“ (ein Berufsaustauschprogramm für junge Erwachsene) habe ich mich an tollen weltweiten Aktionen beteiligt.
Aktuell bin ich im Förderverein der Hochschule Kempten tätig und habe einen wunderbaren Lehrauftrag: Jährlich erarbeite ich mit Studierenden Fundraisingkonzepte für Initiativen in der Region.
Außerdem unterstütze ich das Upcycling, also das Weiterverarbeiten, der Festwochen-Banner zu sinnvollen Produkten.
Und natürlich organisiere ich das Repair Café in Kempten und unterstütze das in Sonthofen.

Das Repair Café interessiert uns besonders, denn Reparieren spart Ressourcen für ein neues Produkt und trägt zum Klimaschutz bei. Wie ist die Initiative entstanden?
Das Repair Café Kempten gibt es jetzt seit sieben Jahren, mittlerweile monatlich abwechselnd mit Sonthofen. Die Initiative ging von Ulrike Wilhelms und mir aus. Gemeinsam haben wir uns das Repair Café in Köln angesehen. Gelacht haben wir damals über einen Rat, den wir dort erhalten haben: „Achtet darauf, dass nur ein Fernsehteam pro Veranstaltung kommt!“
 
privat
Kerstin Duchardt mit ihrem Lebensmotto
Kerstin Duchardt mit ihrem Lebensmotto
"Konsum finde ich ein wichtiges Klimaschutzthema. Seit zwei Jahren komme ich mit 70 Kleidungsstücken aus!"
Sven Falk
"Kerstin in action" beim Repair Café
© Sven Falk
"Kerstin in action" beim Repair Café
Beim Repair Café Kempten waren nun mittlerweile AllgäuTV, Bayerischer Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung zu Besuch und wir wissen, dass das ein ernst gemeinter Rat war.
Die Arbeit im Repair Café macht sehr viel Spaß, da die Hilfesuchenden – so nennen wir unsere Kunden – einfach glücklich sind, wenn wir ihnen helfen können. Wir erfahren wirklich viel Freude. Mittlerweile haben wir 40 ehrenamtliche Helfer und das sind überwiegend echte Profis vom Elektriker bis zur Näherin. Die Nachfrage ist auch ungebrochen. Da wir maximal 80 Gegenstände an einem Nachmittag reparieren können, geraten wir auch schon mal an unsere Grenzen, wenn noch mehr Besucher kommen. Spendengelder sind nicht ganz unwichtig, denn nur so können wir ein brauchbares Ersatzteillager bereit halten.

Sind die konkreten Probleme gelöst, scheint das nächste Projekt meist schon in den Startlöchern zu stecken. Was steht in Zukunft an?
Ideen habe ich jede Menge. Was kommt, hängt immer davon ab, ob sich Mitstreiter finden. Eine Idee wäre zum Beispiel, im Frühjahr eine ‚Fertigungsstraße für Insektenhotels‘ in der Kemptner Innenstadt aufzubauen. Jeder interessierte Bürger kann dort Schritt für Schritt und fachkundig betreut etwas zum Schutz der Artenvielfalt im eigenen Garten tun.
Fassadenbegrünung finde ich ein spannendes Thema, das ich in der Region gerne voranbringen würde.
Und am Kemptener Stadtweiher, wo wir ja schon aktiv waren, schwebt mir eine barrierefreie Doppelschaukel vor, um die ‚Sommerfrische‘ dort komplett zu machen.

Wir sind gespannt, was davon schon bald Wirklichkeit wird und wüssten gerne, welche Ideen Sie beim Klimaschutz selbst umsetzen?
Ich habe mein eigenes Auto abgeschafft. Bei meinen vielen unterschiedlichen Projekten war das gar nicht so einfach. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir Dinge gemeinsam nutzen sollten. Also wohne ich in Wohngemeinschaft und da bot sich einfach das Carsharing mit meiner Mitbewohnerin an.
Ich teile auch anderes, zum Beispiel die Schneefräse. Die leihe ich beim Nachbarn und fräse den Schnee bei ihm mit weg – so haben wir beide was davon.
Konsum finde ich ein wichtiges Klimaschutzthema. Seit zwei Jahren komme ich mit 70 Kleidungsstücken aus. Ich habe damals einen Vortrag gehört und folgende Idee umgesetzt: Die Referentin empfahl alle Kleiderbügel „verkehrt herum“ einzusortieren und die Haken richtig herum zu drehen, wenn das Kleidungsstück benutzt wird. Nach einem Jahr kann dann alles aussortiert werden, was nicht benutzt wurde. Das waren in meinem Fall drei Taschen voll und es war wirklich befreiend. Für Nachahmer hier noch der Tipp: Die verbleibenden Kleidungsstücke sollte in drei zueinander passenden Lieblingsfarben sein. Damit gibt es immer noch genug Kombinationsmöglichkeiten.
Seit Neuestem probiere ich aus, Plastik in der Küche ganz zu vermeiden. Das macht Spaß, weil viele Alternativprodukte, wie z.B. Boxen aus Holz oder Bambus viel schöner sind.

Wenn Sie ganz oben mit entscheiden würden, was wären Ihre Themen? Was sind Ihre Vorstellungen einer umweltverträglichen, das Klima bewahrenden Zukunft?
Plastik würde ich als Wegwerfprodukt verbieten. Dafür richtet es viel zu viel Schaden bei Mensch und Tier an und es gibt für fast alles hochwertigere Alternativen, die nicht aus Plastik bestehen.
Mit dem Welthandel in der jetztigen Form habe ich ein Problem. Es kann doch nicht sein, dass Billigstware rund um den Globus transportiert wird, damit Verbraucher ein paar Euro sparen.
Unterstützen würde ich alles, was dem Prinzip „local first“ dient, also lokale Erzeugnisse fördern.
Es ist nie zu früh!
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